Grenzgänger – die Figurenwelt des Michael Ball


Motiv, Handwerk und ästhetische Regeln immer wieder in Frage stellend, gräbt Michael Ball in seiner künstlerischen Arbeit mit Vorliebe in den Tiefenschichten des Unterbewusstseins.
In seinen Plastiken verbinden sich archetypische Bilder mit einem antiklassischen Formbegriff zu einer Poesie des Irrationalen. Eine Figurenwelt entsteht, die in der fortlaufenden Paarung neue Mutationen hervorbringt, Kreaturen, die vermittelnd im Grenzbereich von visionärem Innen- und zivilisatorischem Außenraum angesiedelt sind.

Michael Ball begreift die künstlerische Arbeit als offenen Prozess, als ein Dahintreiben in einem Raum innerer Gelöstheit – bei gleichzeitiger Konzentration auf die Momente, in denen Gestalten aus der Tiefe schemenhaft emporsteigen, in ihrem Wachstum begleitet und im Ausdruck gesteigert werden. Er liebt diese Momente und gibt ihnen reichlich Nahrung, indem er in seiner Arbeit verschiedenste Materialien und Medien einsetzt.

Aus ihren Eigenschaften und der Überlagerung unterschiedlichster Erfahrungen erwachsen neue Ausdrucksmöglichkeiten. Deshalb stehen Handzeichnung, Druck- und Computergraphik, Papier- und Kartonarbeiten, Assemblagen aus Fundstücken, Terrakotta- und Bronzeplastiken gleichberechtigt nebeneinander.

Das Atelier spiegelt diese Auffassung wider. Es gleicht einem großen Labor, in dem beständig Verschiedenes erprobt, verglichen und weiterentwickelt wird.
Zwischen Materialien, auf Regalen und in Vitrinen, finden wir Generationen kleiner und großer Figuren.
In der Ansammlung verweisen sie - spürbar über ihre Einzelrolle hinaus - auf die sie gemeinsam verbindenden Kräfte aus dem Unterbewusstsein und schaffen zu unserer zunehmend technisch-funktionalistisch und virtuell bestimmten Perspektive des menschlichen Lebens ein geradezu magisches Gegengewicht.


Regensburg, November 2005 – Bernhard Dominik

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